Die Informationsquelle im Inneren der menschlichen Psyche

Überall da, wo die Weltsicht unvollständig oder falsch ist, erzeugt der rationale Verstand Aktionismus. Aktionismus bezeichnet Aktivitäten zur Lösung von Problemen, deren tatsächliche Ursache nicht bekannt ist. Charakteristisch für Aktionismus sind endlose Anstrengungen ohne Erfolg. Und obwohl es in vielen Fällen eigentlich offensichtlich ist, dass der Aktionismus nicht zum Ziel führt, wird er immer weiter aufrechterhalten. Das liegt daran, dass der Aktionismus die Illusion erzeugt, eine Lösung zu haben. Würde man sich eingestehen, dass der Aktionismus nicht zum Ziel führt, dann stünde man plötzlich ganz ohne Lösung für sein Problem da. Und genau das ist der Schlüssel zu einer Informationsquelle, welche die Religion als Gott und die Mythologie als "Stein der Weisen" kennt:

Wenn man den Aktionismus einstellt, aktiviert das sofort die mit dem Problem verbundenen negativen Vorstellungen. Das Problem scheint nun in seiner ganzen negativen Wucht unaufhaltsam über einen hereinzubrechen. Instinktiv würde man versuchen, dieser stark negativen inneren Wahrnehmung irgendwie zu entgehen - entweder indem man die Wahrnehmung blockiert oder indem man zum Aktionismus zurückkehrt. Aber an dieser Stelle ist es wichtig, sich mit der ganzen negativen Wucht dieser inneren Wahrnehmungen zu konfrontieren. Es handelt sich um negative Zukunftsvorstellungen verbunden mit starken negativen Gefühlen. Vor allem auf den richtigen Umgang mit den negativen Gefühlen kommt es jetzt an. Aktionismus und rationale Scheinlösungen sind in der Regel gleichbedeutend mit einer Blockade negativer Gefühle. Nun geht es aber darum zu lernen, diese Blockaden aufzuheben und die negativen Gefühle auf sich zukommen zu lassen - sie fließen zu lassen. Wenn man das schafft, kommt es auf dem Höhepunkt dieser extremen inneren Konfliktsituation zu einer geradezu wundersamen Wendung, die man noch Sekunden zuvor für absolut unmöglich gehalten hätte:

Die Situation entspannt sich. Ruhe und Gelassenheit stellen sich ein. Dieser Zustandswechsel bedeutet eine Art Umorganisation der Psyche. Die starke Fixierung auf den rationalen Verstand als allein verhaltensbestimmende und problemlösende Ich Instanz wird ein Stück weit gelöst und Elemente der inneren Wahrnehmung treten an seine Stelle. Gleichzeitig kommt es zu einer Reihe von Erkenntnissen, die sich entweder schlagartig oder auch nach und nach einstellen. Die Erkenntnisse liefern Ursache und Lösung für das Problem, auf das sich der Aktionismus bezog. Es handelt sich um ein inneres Wissen, das plötzlich einfach so da ist. Die Wirkung des Erkenntnisprozesses lässt sich in folgende Aspekte unterteilen:

  1. Der Erkenntnisprozess zeigt Fehler in der Weltsicht auf. Er lässt Ideen bewusst werden, die nicht mit der Realität übereinstimmen. Dadurch wird die Weltsicht immer mehr mit der Realität in Übereinstimmung gebracht. Mit jeder Anwendung des Erkenntnisprozesses nähert sich die Weltsicht ein Stück mehr der Realität an. Es handelt sich um einen Vorgang der Bewusstwerdung von immer größeren Teilen der Weltsicht, die normalerweise unüberprüft und nicht hinterfragt im Unterbewusstsein schlummern. Durch den Erkenntnisprozess werden sie ins Bewusstsein gehoben und können dort einer Überprüfung unterzogen werden. Das geschieht durch wiederholte Anwendung des Erkenntnisprozesses mit immer größeren Teilen der Weltsicht, bis irgendwann die ganz tief liegenden Grundideen einer Persönlichkeit im Bewusstsein klar offen liegen.
  2. Der Erkenntnisprozess macht funktionale Zusammenhänge der den Menschen umgebenden Welt sichtbar, mit deren Hilfe sich viele der rasant wachsenden Probleme mühelos lösen lassen. Die Probleme erwachsen aus der Unkenntnis dieser Zusammenhänge. Im mythologischen Kontext würde man es ausdrücken als "Magie sehen lernen". "Magie" bedeutet Funktion mit Möglichkeiten, welche die Vorstellungskraft des Menschen im Zustand der rationalen Isolation bei weitem übersteigen. Ein ganz bestimmtes eigenes Verhalten ermöglicht es, Dinge zu erreichen, die anders nicht erreichbar sind und Probleme zu lösen, die anders nicht lösbar sind. Der Erkenntnisprozess stellt praktisch die Pforte dar zwischen der mühsamen Problemwelt und der magischen Welt tatsächlich funktionierender Lösungen (Paradies).
  3. Durch den Erkenntnisprozess wird der Aktionismus gestoppt. Aktionismus ist nicht nur wirkungslos, sondern er hat eine destruktive Wirkung. Er verstärkt die negative Wirkung des Problems, das er eigentlich lösen soll. Der Erkenntnisprozess macht den Zusammenhang zwischen Aktionismus und negativer Verstärkung des Problems in aller Klarheit sichtbar. Damit verbunden ist ein Paradox: Während der Aktionismus aktiv ist, lebt man in der Illusion, das Problem zu lösen, während tatsächlich seine negativen Auswirkungen verstärkt werden. Wird der Aktionismus eingestellt, hat man das Gefühl, das Problem bricht nun ungebremst über einen herein, während aber tatsächlich die negative Verstärkung des Problems durch den Aktionismus gestoppt wurde. Dieses Wahrnehmungs-Paradox ist der Grund, warum nur so wenige Menschen den Zugang zum Erkenntnisprozess finden.
  4. Ein wichtiger Schritt im Erkenntnisprozess ist es, die Blockade der Gefühle aufzuheben und die Gefühle fließen zu lassen. Das aktiviert die "nicht-rationalen Teile der Psyche", die sich im Zustand der rationalen Isolation in einer Art inaktivem Dämmerzustand befinden. Die nicht-rationalen Teile der Psyche wiederum sind der Zugang zur Entwicklung der inneren Wahrnehmung. Mit jeder Anwendung des Erkenntnisprozesses werden die nicht-rationalen Teile der Psyche durch den Fluss der Gefühle ein Stück mehr aktiviert und damit entwickelt sich die innere Wahrnehmung. Es öffnet sich dadurch eine ganz neue Welt von Wahrnehmung. Viele Wahrnehmungen, die man vielleicht maximal mit Hochsensibilität verbinden würde, werden zur Normalität. Einige der Wahrnehmungen, zu denen man auf diese Weise Zugang bekommt, sind im Kontext des wissenschaftlichen Denkens nicht darstellbar. Je weiter sich die innere Wahrnehmung entwickelt, um so mehr hat man das Gefühl eines großen Puzzles, das sich auf geradezu magische Weise zu einem erstaunlichen Ganzen zusammensetzt.

Behauptungen wie diese sind natürlich in hohem Maße "unwissenschaftlich", aber es steht jedem frei, das einfach auszuprobieren und etwas ziemlich Überwältigendes zu erleben, das die ganze Weltsicht von heute auf morgen auf den Kopf stellt.

nächstes Kapitel: Wie der Verstand arbeitet (Kollektive Irrtümer)